Es war wieder einmal soweit! Die Schule endete, die Ferien begannen und die Mathefahrt stand wieder vor der Tür.

Ein Zusammentreffen der feinsten Art. Schülerinnen und Schüler verschiedenster Jahrgangsstufen fahren mehr oder weniger gemeinsam mit dem Zug zu einem möglichst unbekannten Ort und verbringen dort eine Woche voller Spaß, Kreativität, Mathe und auch viel Verrücktheit.

Die erste der zwei Reisegruppen traf am ersten Tag froh und munter in der Jugendherberge ein, bezog die Zimmer und machte sich sofort auf, um die „Großstadt“ Schöningen zu erkunden und kennen zu lernen. Schöningen ist – wie auch alle anderen Reiseziele der Mathefahrten – nicht gerade eine Metropole, sodass man sich nur schwer verlaufen kann. Während die erste Reisegruppe nun also in Begleitung von viel Regen in der Stadt unterwegs war, wartete die andere Reisegruppe zwei Stunden lang auf einen Bus, da die Deutsche Bahn vollkommen unerwartet Verspätung hatte und in einer kleinen Stadt wie Schöningen an einem Samstag natürlich nicht viele Busse fahren. Doch auch die Teilnehmer dieser Reisegruppe gelangten schließlich an ihr Ziel. Nachdem sich beide Reisegruppen im Laufe des Tages getroffen und begrüßt hatten, begann am Abend traditionell der „Bunte Abend“, bei dem mit Hilfe von verschiedenen Spielen die Namen aller Teilnehmer bekannt gemacht wurden. Kurz vor der Nachtruhe wurden dann die ersten Mordaufträge für das Mörderspiel verteilt, das dieses Jahr mit einer kleinen Erweiterung gespielt wurde, sodass jede Person zwei Ziele, aber auch zwei Mörder hatte. Die Regeln waren bis auf die Erweiterung auf zwei Spielrunden gleich geblieben, sodass man mit einer Übergabe eines Gegenstandes sein Mordopfer umbringen konnte, wenn es keine Person beobachtet hat, die noch zumindest in einer Runde des Mörderspiels lebt. Viele Teilnehmer verfielen deswegen wieder der Paranoia.

Die Jugendherberge bot genügend Tagesräume und andere Sitzgruppen, sodass die Mathesitzungen am nächsten Tag ohne Platzprobleme stattfinden konnten. Das Oberthema für diese Mathefahrt war Graphentheorie, mit dem sich die Oberstufe die ganze Mathefahrt und die anderen Altersstufen einen großen Teil der Zeit beschäftigten. Nach dem Mittagessen war bereits Kreativität gefragt, denn es galt eine Murmelbahn zu bauen, die einer Kugel ermöglicht, einen möglichst langen Weg in möglichst langer Zeit zurückzulegen. Für dieses Projekt standen allerdings nur vorgegebene Materialien aus dem Bereich des Picknicks zur Verfügung. Die Ergebnisse waren dies Jahr sehr unterschiedlich, denn manche Gruppen riskierten zu viel, sodass die Kugel auf der Strecke blieb und ihr Ziel niemals erreichte. Doch insgesamt sah man den Kugelbahnen die viele Arbeit an. Am Abend war wieder einmal Teamwork und Fitness an der Tagesordnung. Bei dem sogenannten 26-Fragen-Spiel wurden in der ganzen Jugendherberge Fragen versteckt, die von allen Teams gesucht und anschließend beantwortet werden mussten. Zwischen den beantworteten Fragen wurde gewürfelt und eine Spielfigur, die sich über ein Schachfeld bewegte, nach vorne gesetzt. Dabei entwickelten sich die verrücktesten Strategien und teilweise begann das wilde Raten.

Gestärkt von einer weiteren Mathesitzung am nächsten Vormittag wurde das Geländespiel Stratego in einem nahegelegenen Wald gespielt, bei dem zwei Teams ähnlich wie beim gleichnamigen Brettspiel gegeneinander antreten. Doch nicht genug der Fitness, am Abend waren sowohl Teamwork, als auch Köpfchen und körperliche Aktivität gefragt, denn eine Partie Action-Tandem-Schach stand auf dem Plan. Hierbei spielen zwei Teilnehmer gegen zwei andere Teilnehmer Tandem-Schach mit der Einschränkung, dass jedes Team eines Teilnehmers vor einem Zug erst eine Aufgabe erledigen muss, bevor der Teilnehmer ziehen darf.

Der vierte Tag der Fahrt hatte neben Mathematik die allseits geliebte Rallye zu bieten, bei der durch Kreativität, Aufmerksamkeit und Koordination einige Fragen beantwortet werden mussten, auch wenn dies nicht gerade leicht war. Selbstverständlich gab es auch dieses Jahr wieder mehrere Kreativaufgaben, sodass alle Teams versuchten, einen Apfel möglichst gewinnbringend einzutauschen und eine Schutzhülle aus Naturmaterialien zu bauen, die ein Ei bei einem Sturz aus dem ersten Stock eines Hauses zu schützen vermochte. Letzteres gelang tatsächlich der Hälfte aller Gruppen. Eine Gruppe schaffte dies durch eine einfache Wassermelone, die dem Ei Schutz bot. Bei dem diesjährigen Theaterstück sollte ein Märchen ohne weitere Vorgaben entwickelt und am Abend aufgeführt werden. Nach dieser Theaterveranstaltung folgte die Siegerehrung mit Preisen für alle Teilnehmer.

Nach so viel Anstrengung und Kreativität war es an der Zeit für Ausflüge. Dieses Jahr konnte man zwischen Schwimmen, einem Besuch des Zonengrenzmuseums Helmstedts, Geocachen und Discgolf wählen. Während Schwimmen und ein Museum jedem bekannt sein dürften, ist dies bei Geocaching und Discgolf sicherlich nicht der Fall. Beim Geocaching werden Wanderungen zu bestimmten Plätzen unternommen, wo zuvor andere Menschen Dinge versteckt haben, die es zu suchen gilt. Auch Discgolf ist leicht erklärt, denn unter Discgolf ist nichts anderes zu verstehen als Golf mit einer Frisbee statt einem Golfball und natürlich ohne Schläger gespielt wird. Auch für den Abend musste man sich überlegen, was man machen wollte. Man hatte die Möglichkeit, für den stattfindenden Turnierabend ein eigenes Turnier zu organisieren, oder an einem anderen teilzunehmen. Wie gewöhnlich gab es dieses Jahr diverse Kartenspiele wie Mau-Mau, Doppelkopf, Skat, Magic und Munchkin. Aber auch ein großes Kickerturnier wurde durchgeführt, da die Jugendherberge einen Kicker besaß, der frei zur Verfügung stand.

Am nächsten Tag stand kein konkretes Programm für den Nachmittag auf dem Plan, allerdings organisierte sich dieser wie von selbst und es entstanden einige Spiele, die auch beim Turnierabend gespielt wurden. Auch die Ausflüge vom Vortag wurden teilweise wiederholt. Dabei blieben anders als in den letzten Jahren verhältnismäßig viele Teilnehmer in der Jugendherberge, sodass fröhlich weitergemordet wurde. Wie jedes Jahr gab es auch in diesem Jahr am Abend das große Tandem-Schach-Turnier, bei dem alle Teilnehmer in Zweierteams gegen viele andere Teams antraten und am Ende die Sieger geehrt wurden. Ebenfalls geehrt wurden die Sieger des diesjährigen Türschildwettbewerbs, welcher auf dieser Mathefahrt erstaunlich gut wahrgenommen wurde, wodurch tolle Ergebnisse entstanden sind.

Der letzte richtige Programmpunkt war dann die Nachtwanderung, bei der es quer durch Schöningens finsterste Wälder ging. Begleitet von vielen bekannten und auch teilweise unbekannten Liedern wanderten alle Teilnehmer, die sich zur Nachtwanderung entschlossen hatten, etwa zwei Stunden lang durch die Walachei, bis sie schließlich wieder in der Jugendherberge eintrafen.

Eine weitere Portion Mathematik schlauer wurden dann am nächsten Tag zum abschließenden Mittagessen die Sieger des Mörderspiels verkündet, bei dem erstaunlicher Weise weit mehr als die Hälfte aller Teilnehmer zumindest in einer Runde noch lebten. Dem entsprechend betrug die maximale Anzahl der Morde in jeder Runde nur vier, was sicherlich durch die hohe Anzahl der noch lebenden Zeugen zu begründen ist.

Dann war es soweit… eine Mathefahrt reicher an Lebenserfahrung und einige Sitzungen über Graphentheorie klüger machten sich die Schülerinnen und Schüler auf dem Heimweg. Für einige Teilnehmer war es die erste Mathefahrt, für einige war es die letzte, aber eines ist sicher, es war wie jedes Jahr eine wundervolle Woche voller Spaß unter Gleichgesinnten!

Christopher Göthel, Teilnehmer der Mathefahrt, 12. Klasse